Arnold Dreyblatt im Schloss Leuk
Gedächtnispalast Leuk. Ein lebendiges Archiv.
Lese-Aufführung von Arnold Dreyblatt im Schloss Leuk, 20. bis 28. Oktober
Programm
Vernissage: 20. Oktober 2018, 17 Uhr Lese-Performance «Gedächtnispalast Leuk»
Nach einer Dramaturgie des Künstlers führen 10 Leserinnen und Leser aus Leuk und Umgebung eine Textchoreographie auf, die von Arnold Dreyblatt aus Leukner Archivmaterial komponiert und einstudiert wurde.
Table ronde: 26. Oktober 2017, 18h30 mit Thomas Antonietti, Roland Kuonen, Peter Pfamatter, German Lötscher u.a. (Gesprächleitung Sibylle Omlin)
Finissage: 28. Oktober 2018
Während der Ausstellungen finden auf Anfrage öffentliche Führungen und Besuche mit Schulklassen statt.
Nach verschiedenen Werkinstallationen von international bekannten Kunstschaffenden wie Richard Jackson, Günter Ücker, Richard Long lädt das Schloss Leuk 2018 den Medienkünstler Arnold Dreyblatt 2018 nach Leuk ein.
Arnold Dreyblatt – er lebt in Berlin – arbeitet mit gefundenen und kopierten historischen Dokumenten, welche Fragen zu der staatlichen Datenerhebung in einem massiven Ausmaß zu bestimmten gesellschaftlichen Strukturen, Ereignissen und Bevölkerungsgruppen stellen. Es können alltägliche gesellschaftsgeschichtliche und kulturelle Praxen befragt werden, aber auch Zeugnisse und Dokumente aus Zeiten von Krieg, Verfolgung, Genozid. Dreyblatt digitalisiert oder fotokopiert diese Dokumente und bringt sie am Ausstellungsort in eine entsprechende Ausstellungsform, die oft archivarische Einrichtungen zum Thema macht (Vitrinen, Regale, Kartonschachteln, digitale Archivelemente wie Datenbanken, Apps). Dreyblatts visuelle Kunstwerke schaffen komplexe Text- und Raumvisualisierungen für den Themenbereich soziales und individuelles Gedächtnis. Diese Projekte, die sich mit Erscheinungen wie Erinnerung und Archiv befassen, beinhalten permanente Installationen, digitale Raumprojektionen, aber auch Lesungen und Audio-Vorführungen.
Seine künstlerische Praxis der letzten 20 Jahre reicht von groß angelegten mehrtägigen Performances («The Memory Projects», 1995-2001) bis hin zu Installationen mit historischen Themen und Materialien wie «From the Archives», 1999; «The Wunderblock», 2000; «Turntable History», 2009 und Lentikularwandarbeiten wie «Ephemeris Epigraphica», 2006 und «Writing Cage», 2012. Er betreibt interaktive künstlerische Forschungsprojekte zu kulturgeschichtlichen Themen und Archiven wie das «Performing the Black Mountain Archive», das 2015 am Hamburger Bahnhof / Museum für Gegenwartskunst gezeigt wurde. Gleichzeitig hat er seine einzigartige Arbeit in Komposition und Musikperformance weiterentwickelt.
Für das Schloss Leuk plant Arnold Dreyblatt eine Arbeit mit lokalen historischen Archiven und Sammlungen aus dem Ort. Seine künstlerische Arbeit befasst sich mit der sozialen Praxis des Archivs und den damit verbundenen technischen Dispositiven im Raum (Bestandeskarten, Formulare) und in der Informatik (digitale Datenbanken, Suchmittel). Er zeigt historische Dokumente aus Politik- und Kirchengeschichte (gesellschaftliche Struktur von oben) und aus dem Alltag der Bevölkerung (Privatarchive, Verträge, Briefe) einander gegenüberstellen.
In der Eingangshalle wird am 20. Oktober 2018 (17 Uhr) die Lese-Performance Gedächtnispalast Leuk nach einer Dramaturgie des Künstlers stattfinden. 10 Leserinnen und Leser aus Leuk und Umgebung führen eine Textchoreographie auf, die von Arnold Dreyblatt aus Leukner Archivmaterial komponiert und einstudiert wurde. An 10 Tischen werden die Personen aus Leuk Dokumente aus der Lokalgeschichte vorlesen und so Einblick in die Geschichte des Städtchens geben. Die Stimme der Lesenden sind in einer Installation bis 28. Oktober zu hören. Im Kellergeschoss des Schlosses (Räuberhöhle) ist eine virtuelle Schatzkammer aus dem Besitz von Pro Leuca eingerichtet. Pro Leuca war das ehemalige lokale Geschichtsmuseum, das sich früher im Schloss Leuk befand.
Das Projekt «Gedächtnispalast Leuk» von Arnold Dreyblatt im Schloss wird betreut von Carlo Schmidt, Künstler und künstlerischer Leiter Schloss Leuk. Die Kunsthistorikerin Sibylle Omlin hilft bei der kuratorischen Vorbereitung und Vermittlung des Projekts mit.
Die Ausstellung im Schloss Leuk dauert bis 28. Oktober 2018. Das Radio Rottu war für die Audio-Aufnahme der 10 Lesestimmen beteiligt.